Schiedsrichter sind nicht nur Spielleiter oder Sportler, sondern hinter jedem Schiedsrichter verbirgt sich eine Persönlichkeit. 

Kurz zum Begriff „Persönlichkeit“: Sie umfasst charakteristische Merkmale, Eigenschaften, Verhaltensweisen, Denkweisen und Emotionen, die eine Person ausmachen. Beantworte an dieser Stelle gern einmal folgende Frage: Welche Charaktereigenschaften sollte ein Schiedsrichter haben bzw. was macht einen guten Schiedsrichter deiner Meinung nach aus?

Das Erste, was einem dort in den Sinn kommt, sind vermutlich körperliche Fitness, Regelkenntnis und Entscheidungsfreudigkeit. Dies sind sehr wichtige Eigenschaften, die ein Schiedsrichter braucht, um auf dem Platz agieren zu können. Dennoch sollte die Persönlichkeit eines Schiedsrichters noch vielfältiger sein.

Merkmale und Charaktereigenschaften
 

Ein Schiedsrichter sollte mit zahlreichen Merkmalen und Charaktereigenschaften ausgestattet sein, die seine Rolle maßgeblich prägen. Mut steht an erster Stelle, da er in der Lage sein muss, unpopuläre oder schwierige Entscheidungen zu treffen und dabei standhaft zu bleiben. Konsequenz ist ebenfalls entscheidend, um Regeln durchzusetzen und Fairness auf dem Spielfeld zu gewährleisten. Die soziale Kompetenz eines Schiedsrichters ermöglicht es ihm, effektiv mit Spielern, Trainern und anderen Beteiligten zu kommunizieren und Konflikte zu lösen. Durch ein sachliches und bestimmendes Auftreten strahlt der Schiedsrichter Autorität aus.

„Big Six“ des Schiedsrichters

Es gibt sechs besonders wichtige Bereiche beim Thema „Persönlichkeit eines Schiedsrichters“.

• Fachkompetenz: Hierzu zählen z.B. die Richtigkeit der Entscheidung, Laufwege, Stellungsspiel und das Erkennen von brisanten Szenen im Spiel. Die Fachkompetenz ist das Wichtigste und das, was man z.B. in der Schiedsrichterausbildung und auf Weiterbildungsveranstaltungen lernt.

• Gewissenhaftigkeit: Als Schiedsrichter ist es wichtig, dass man Entscheidungen gewissenhaft und wohlüberlegt trifft. Hier muss man sich über die Auswirkungen einer Entscheidung im Vorfeld klar sein. Ist bspw. jetzt der richtige Zeitpunkt für eine gelbe Karte? Beruhigt sie das Spiel oder heizt sie die Stimmung weiter auf? Diese Fragen kann man sich stellen, wenn man eine Szene mit Ermessensspielraum hat.

• Emotionale Stabilität: Gerade bei unpopulären oder schwierigen Entscheidungen sollte man als Schiedsrichter emotional stabil bleiben. Allein eine ruhige Ausstrahlung kann in solchen Szenen schon für mehr Ruhe und Akzeptanz sorgen, da eine gewisse Sicherheit ausgestrahlt wird. Außerdem ist es wichtig, dass man als Schiedsrichter selbst keine großen Emotionen zeigt, da dies wiederum eine Wirkung auf die Spieler hat.

• Kommunikationsfähigkeit: Klare, eindeutige und respektvolle Kommunikation führt in den meisten Fällen bereits zum gewünschten Erfolg. Ein angemessener Tonfall ist unerlässlich und wenn dann Körpersprache richtig eingesetzt wird, hat die Ansprache eines Spielers noch mehr Wirkung.

• Fähigkeit zur Stressbewältigung: Schiedsrichter sind Menschen und Menschen machen Fehler. Das Wichtigste aus Schiedsrichtersicht ist, nach einer Fehlentscheidung trotzdem eine berechenbare und klare Linie aufrecht zu erhalten und nicht den Fehler durch eine fragwürdige Entscheidung auf der anderen Seite „auszugleichen“. Deswegen ist es besonders wichtig, dass man für sich einen Weg findet, im Spiel den Fehler abzuhaken und einfach weiterzumachen.

• Fähigkeit zur Konfliktlösung: Im Spiel kommt es immer wieder zu Konflikten und ein Schiedsrichter muss die möglichen Mittel so einsetzen, dass er die Konflikte bestmöglich löst.

Die Kombination all dieser Eigenschaften, Fähigkeiten und Kompetenzen ist entscheidend, um eine berechenbare, faire und angemessene Spielleitung zu gewährleisten und Fairness in den Sport zu bringen und machen wir uns nichts vor: Das ist ein lebenslanger Lernprozess und jedes geleitete Spiel bringt den Schiedsrichter ein Stück weiter.

Mit fußballerischem Gruß,

Lars